In uns gibt es Ebenen, die jenseits von Sprache liegen. Orte, die nicht benannt, sondern nur erspürt werden können. Dort wohnt etwas, das unverändert bleibt – egal, was im Außen geschieht. Manche nennen es das Höhere Selbst. Es ist kein Zustand, den man erreicht, sondern eine Präsenz, die sich zeigt, wenn wir still genug werden. Kunst und Musik können diese Tür öffnen. Nicht als Inszenierung, sondern als Ausdruck dessen, was wirklich in uns lebt. Echtheit braucht keine Form – sie zeigt sich, wenn wir sie lassen.
Kreativität ist also kein Talent, sondern eine innewohnende und leider oft ruhende Qualität unseres Bewusstseins. Wenn wir malen, schreiben, singen oder einfach nur lauschen, was in uns schwingen will, kommen wir diesem Inneren näher – ohne es erklären zu müssen.
Hinweis: Der vorliegende Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und ersetzt keineswegs medizinischen oder therapeutischen Rat. Bei gesundheitlichen Beschwerden oder Fragen sollte immer ein qualifizierter Gesundheitsdienstleister oder Therapeut konsultiert werden. Herzwandler leistet keine psychotherapeutischen Dienste.
Inhaltsverzeichnis
Was ist das Höhere Selbst?
Vielleicht ist das Höhere Selbst nichts, das man greifen kann. Aber man kann es spüren. In Momenten der inneren Ruhe, sobald das Suchen endet. Es ist der still beobachtende Teil von uns, der schon immer da war. Der nicht fordert, sondern trägt. Der uns zeigt, wer wir sind – ohne Masken.
Diese innere Stimme drängt sich nie auf. Sie schreit nicht. Sie flüstert durch Gefühle, Impulse, Bilder oder Töne. Und sie wird hörbarer, wenn wir langsamer werden.
Kunst und Musik als Türöffner
Kunst ist kein Beiwerk. Musik keine bloße Kulisse. Beides sind Formen von Erinnerung – an das, was in Dir lebendig ist. Wenn Du beginnst zu malen, zu schreiben, zu klingen, entsteht Raum. Nicht für Perfektion, sondern für Wahrheit. Es fließt, weil Du nichts willst. Nur bist.
Nicht jedes Bild muss schön sein. Nicht jeder Ton muss sitzen. Es geht nicht um das Ergebnis. Es geht darum, Dich zu spüren, Dich zu zeigen, ohne dass es jemand verstehen muss.
Wie Du beginnst
Beginne genau da, wo Du jetzt bist. Mit dem, was da ist – ein Ton, ein Strich, ein Moment mit Dir selbst. Es braucht keinen Plan, kein Talent, keine Absicht. Nur die Offenheit, zu spüren, was gerade in Dir lebt.
Wenn Du zum ersten Mal ohne Erwartung malst, singst oder schreibst, geschieht etwas. Kein großes Ereignis – eher ein leises Aufmerken. Etwas in Dir hört zu. Und vielleicht beginnt es zu antworten.
Deine Intuition als Kompass
Lass Deine Intuition mitgestalten. Sie führt Dich oft dorthin, wo der Verstand nicht hinreicht. Wenn eine Farbe Dich anspringt, obwohl sie nicht ins Konzept passt – nimm sie. Wenn ein Ton auftaucht, der nicht geplant war – spiel ihn.
Das, was in der Tiefe spricht, hat keine Worte. Es zeigt sich in Rhythmen, in Formen, in leisen Impulsen. Je mehr Du diesen Regungen Raum gibst, desto klarer wird: Das bin ich. Ohne Filter. Ohne Konzept. Echt.
Blockaden – und was sie sagen wollen
Manche Tage bleiben still. Nichts kommt, nichts fließt. Kein Klang, kein Strich, kein Wort. Nur ein dumpfes Zögern, vielleicht sogar Frust. Aber auch das gehört dazu. Kreative Pausen sind kein Fehler – sie sind oft ein Zeichen. Etwas in Dir bereitet sich vor. Manchmal braucht es einen Moment, bis etwas Altes weich wird, bis etwas Neues sprechen darf.
Mach Dir keinen Druck. Manchmal reicht es, da zu sein. In der Stille. Oder draußen in der Natur. Oft kommt genau dort die nächste Idee – ganz sanft, ganz von allein.
Wissenschaft und Stille – zwei Seiten derselben Wahrheit
Es gibt eine ganze Reihe von Studien, die belegen, wie sehr Musik und Kunst unser Gehirn beeinflussen können – mehr Dopamin, mehr Fokus, mehr Verknüpfungen im Kopf. Aber vielleicht ist das gar nicht der Punkt. Vielleicht geht es weniger um das, was messbar ist – und mehr um das, was spürbar wird.
Denn was zählt, ist das, was Du selbst spürst. Die innere Ruhe. Die Weite. Das Gefühl, für einen Moment wieder ganz bei Dir zu sein.
Dein Alltag als Übungsfeld
Du brauchst kein Atelier, kein Mikrofon, keine Bühne. Es reicht ein stiller Moment, in dem Du Dir selbst zuhörst. Vielleicht ein paar Zeilen ins Notizbuch am Morgen. Ein Liedfetzen, der sich abends in Deine Stimme schleicht. Oder ein freier, unperfekter Tanz zwischen Herd und Fenster.
Diese kleinen Gesten, wenn sie aus Dir kommen, werden zu Ritualen. Zu Übergängen zwischen außen und innen. Und Du spürst: Es braucht keinen besonderen Ort, um verbunden zu sein. Es beginnt genau dort, wo Du gerade bist.
Musik und Kunst wirken tief – das spüren wir intuitiv. Doch auch die Wissenschaft hat begonnen, diese Wirkung zu erfassen. In den letzten Jahren sind zahlreiche Studien entstanden, die zeigen, wie sehr kreativer Ausdruck unser Nervensystem, unsere Emotionen und unsere kognitiven Fähigkeiten beeinflusst. Hier ein paar ausgewählte Einblicke:
- Neurologische Verbindungen: Musik kann die Gehirnwellen beeinflussen und darüber Entspannung, Aufmerksamkeit und meditative Zustände fördern. Das Hören von Musik kann die Ausschüttung von Dopamin, einem „Wohlfühl“-Neurotransmitter, steigern.
- Stressreduktion: Eine Studie im Journal of Advanced Nursing zeigte, dass das Hören von Musik den Stress und die Angst bei Patienten vor einer Operation reduzieren kann.
- Kognitive Vorteile: Das Erlernen eines Musikinstruments kann laut Studien die kognitiven Fähigkeiten verbessern, insbesondere bei Kindern. Dies betrifft Bereiche wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und räumliches Vorstellungsvermögen.
- Emotionale Verarbeitung: Kunsttherapie wird oft als Tool zur Trauma-Aufarbeitung eingesetzt. Eine Studie im Journal of Trauma & Dissociation fand heraus, dass Kunsttherapie posttraumatischen Stress reduzieren kann.
- Selbstausdruck und Identität: Die Schaffung und Betrachtung von Kunst kann helfen, das Selbstbewusstsein zu stärken und einen sicheren Raum für den Ausdruck von Gefühlen zu bieten, so eine Thesis von 2020.
- Verbesserung der Motorik: Laut einer im Frontiers in Human Neuroscience veröffentlichten Studie kann das Zeichnen und Malen bei Parkinson-Patienten die feinmotorischen Fähigkeiten verbessern.
- Verbesserung der Stimmung: Eine Studie in Psychiatry Research zeigte, dass Musiktherapie bei Patienten mit Depressionssymptomen wirksam sein kann, indem sie die Stimmung hebt und die Angst reduziert.
Was wir da sehen, ist nur ein Ausschnitt. Die Forschung zu Kunst und Musik wächst – und bestätigt, was viele intuitiv längst wissen: Kreativer Ausdruck wirkt heilsam. Nicht als Luxus, sondern als tiefes menschliches Bedürfnis.
Wenn Du ganz im Tun versinkst – malend, tanzend, schreibend oder musizierend – bist Du im Jetzt. Gedanken treten zurück. Und genau dann kann sich etwas lösen: ein Druck, ein alter Schmerz, eine Unruhe. Vielleicht ist das der Grund, warum so viele therapeutische Ansätze auf kreative Prozesse zurückgreifen. Weil Worte manchmal nicht reichen. Und weil Kunst da beginnt, wo Sprache aufhört.
Verbindung von Alltag und Spiritualität durch Kreativität
Dein kreatives Schaffen muss nicht getrennt von Deinem Alltag sein. Indem Du Dir tägliche Rituale schaffst, etwa das Zeichnen am Morgen oder das Musizieren am Abend, integrierst Du Deine Spiritualität in Dein alltägliches Leben.
Kleine Gesten, wie das Tragen eines selbst gemalten Bildes oder das Hören einer selbst komponierten Melodie, können Dich ständig mit Deinem innersten Kern verbinden. Sie erinnern Dich daran, wer Du wirklich bist und unterstützen Dich dabei, Deinem wahren Weg im Leben treu zu bleiben.
Hier sind einige weitere konkrete Beispiele für die Anwendung von Musik und Kunst für die spirituelle Entwicklung:
- Meditative Musik: Das regelmäßige Hören von meditativer oder ambienter Musik kann helfen, den Geist zu beruhigen, die Konzentration zu erhöhen und eine tiefere meditative Praxis zu ermöglichen.
- Malen als Reflexionsprozess: Das Malen von Mandalas oder intuitivem Malen ohne vorgegebenes Thema kann helfen, unterbewusste Gedanken und Gefühle ans Licht zu bringen.
- Tanzmeditation: Durch Bewegung und Tanz, insbesondere in freien Formen wie „5 Rhythmen“ oder „Ecstatic Dance“, kann man emotionale Blockaden lösen und spirituelle Erfahrungen machen.
- Tagebuch führen mit Musik: Das Schreiben eines Tagebuchs während des Hörens inspirierender Musik kann tiefere Reflexionen und Einsichten fördern.
- Klangschalen und Gong-Bäder: Diese bieten tiefe Entspannung und können helfen, das Bewusstsein zu erhöhen und einen Zustand der Meditation zu erreichen.
- Kunsttherapie: Unter Anleitung eines Therapeuten können Menschen durch Kunstwerke ihre Gefühle, Ängste und Hoffnungen ausdrücken, was zur spirituellen und emotionalen Heilung beiträgt.
- Gesang und Mantra-Rezitation: Das Singen oder Rezitieren von spirituellen Mantras kann helfen, das Herz zu öffnen und eine Verbindung zur universellen Energie herzustellen.
Das kleine Fazit
Kreativität ist kein Zeitvertreib. Sie ist ein Gespräch mit Dir selbst – manchmal leise, manchmal wild, aber immer ehrlich. Dein Höheres Selbst braucht keine Bühne, keinen Plan. Es braucht nur Deine Bereitschaft, hinzuhören.
Vielleicht ist es ein Klang, der plötzlich auftaucht. Eine Farbe, die sich zeigt. Ein Impuls, der Dich ruft. Folge ihm – ohne zu wissen, wohin er führt. Es geht nicht um Kunst im klassischen Sinn. Es geht darum, dass etwas in Dir wieder sprechen darf.
Wenn Du Dich für spirituelle Kunst interessierst, schau zum Beispiel auf Pinterest vorbei, dort gibt es wunderschöne spirituelle Kunstwerke.