Schamanismus erinnert uns daran, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind – dass alles Leben miteinander verwoben ist.
Im Mittelpunkt steht der Schamane oder die Schamanin – eine Person, die Brücken baut zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Sie folgt einem Ruf, erlebt durch ein einschlägiges Ereignis oder einen Traum.
Schamanismus sieht den Menschen integriert mit Tieren, Pflanzen, Ahnen, Geistern und Elementen. Alles ist beseelt. Alles spricht – wenn wir lernen, wieder zuzuhören.
Inhaltsverzeichnis
Beziehungen im Schamanismus
In einer schamanischen Sichtweise ist eine Partnerschaft kein rein persönliches Band, sondern ein Raum, in dem sich zwei Seelen begegnen – mit all dem, was sie mitbringen. Es ist ein Ort, an dem nicht nur Nähe entsteht, sondern Erkenntnis. Der Mensch an Deiner Seite wird zum Spiegel. Nicht nur für das Schöne, sondern auch für das Unbequeme, das Verborgene. Für das, was gesehen und gehalten werden will.
In vielen schamanischen Traditionen ist eine Beziehung eingebettet in einen größeren Zusammenhang. Sie ist keine rein private Angelegenheit, sondern verbunden mit den Ahnen, mit der Natur, mit dem Geist des Ortes. Zeichen, Träume, innere Bilder – sie alle werden ernst genommen. Entscheidungen reifen nicht allein im Denken, sondern im Spüren, im Lauschen.
Was eine solche Beziehung trägt, ist Achtung. Nicht nur für den anderen, sondern auch für sich selbst. Es geht darum, sich selbst zu erkennen: „Wer bin ich, wenn ich dem anderen nicht gefallen will?“ Und gleichermaßen: „Wer ist der andere, wenn ich aufhöre, ihn durch meine Geschichte zu sehen?“
Krafttiere – Wegbegleiter aus der geistigen Welt
Krafttiere sind mehr als Symbole. In vielen schamanischen Traditionen gelten sie als lebendige, geistige Begleiter – nicht gemacht, nicht gewählt, sondern begegnet. Sie tauchen auf in Träumen, in inneren Bildern oder während einer schamanischen Reise. Und wenn sie kommen, bringen sie etwas mit: Schutz, Erinnerung, Richtung.
Ein Wolf kann Dich lehren, Deinen Instinkten zu vertrauen. Ein Bär schenkt Dir Ruhe und Stärke. Ein Falke weitet Deinen Blick. Eine Schildkröte erinnert Dich an Ausdauer und inneren Schutz. Jedes Tier trägt eine eigene Sprache – und spricht zu dem, was in Dir vielleicht lange geschwiegen hat.
Krafttiere sind keine Projektionen, keine Wunschbilder. Sie sind eigenständig. Und ihre Begleitung ist ein Geschenk, das Antwort auf innere Bereitschaft ist. Diese Beziehung wächst in der Stille. Durch Aufmerksamkeit, durch Dankbarkeit, durch die Haltung des Zuhörens. Wer ihnen wirklich begegnet, lernt nicht nur das Tier kennen – sondern sich selbst.
Schamanische Heilung – Wieder ganz werden
Im schamanischen Verständnis entsteht Krankheit oft dort, wo etwas verloren ging. Ein Teil der Lebenskraft, der sich zurückgezogen hat – durch Schock, durch Trauer, durch Überforderung. Was bleibt, ist das Gefühl von Leere, Entfremdung oder innerem Stillstand.
Die Seelenrückholung ist eine der tiefsten Formen schamanischer Heilung. Der Schamane begibt sich auf eine innere Reise, um das Verlorene zu finden, zu erinnern, heimzuholen. Es geht dabei nicht nur um Energie, sondern um Verbindung – zu sich selbst, zur eigenen Geschichte, zur Ganzheit, die nie ganz verloren war.
Heilung bedeutet im Schamanismus mehr als das Auflösen von Symptomen. Es geht um Rückkehr. Zu Dir. Zu Deiner Kraft. Und zum Wissen, dass Du eingebunden bist – in einen größeren Zusammenhang. Wenn ein Mensch heilt, verändert sich etwas im Ganzen. Sanft. Still. Und doch spürbar.
Rituale – gelebte Verbindung
Schamanische Rituale öffnen Räume. Räume, in denen etwas Altes gehen darf und etwas Neues entstehen kann. Ob Trommelklang, Atem, Stille oder Feuer – Rituale laden uns ein, still zu werden und wieder zu spüren, was wirklich trägt. Sie verbinden uns mit der Erde, mit dem Geist, mit allem, was nicht sichtbar, aber spürbar ist.
Für Paare kann das Ritual der Vereinigung eine besondere Erfahrung sein. Es ist mehr als ein Moment der Nähe – es ist ein bewusstes Ja zur gemeinsamen Reise. In einem geschützten Rahmen werden Gelübde ausgesprochen, Zeichen geteilt, heilige Elemente verbunden. Nicht, um etwas festzuhalten, sondern um sich gemeinsam auszurichten – auf Vertrauen, Tiefe und Wandel.
Die schamanische Reise – Dein Tor nach innen
In einem veränderten Bewusstseinszustand – unterstützt durch Trommelrhythmen oder Atem – begibst Du Dich in die nichtalltägliche Wirklichkeit. Dort begegnest Du Deinen Krafttieren, Deinen Geistführern, Deiner inneren Weisheit.
Diese Reise ist immer sehr persönlich und auch immer einzigartig. Und sie kann den eigenen Weg erleuchten, wenn Du ihre Zeichen deuten lernst.
So kannst Du beginnen:
- Wähle einen ruhigen Ort. Zünde eine Kerze an. Formuliere eine klare Absicht.
- Lege Dich hin, atme tief. Lass den Klang einer Trommel oder einer Rassel Dich führen.
- Stelle Dir vor, Du trittst durch ein Tor – einen Baum, eine Höhle, einen Fluss.
- Begegne dem, was kommt. Und kehre mit Achtsamkeit zurück.
- Werte weniger mit dem Verstand aus. Versuche vielmehr zu erspüren, welche Interpretation der Ereignisse zu dir kommt.
Schreibe auf, was Du erlebt hast. Und gib Dir Zeit. Schamanismus ist kein Sprint, sondern ein Weg.
Das kleine Fazit
Schamanismus ist mehr Erfahrung als Glaube. Er heilt stärkt und weckt auf. Es bedarf jedoch etwas Übung in der Interpretation dessen, was man erhält — ganz wie es bei tiefer Meditation der Fall ist.
Die schamanische Praxis lädt uns ein, wieder Teil des großen Gesprächs zu werden – mit Erde, Himmel und allem dazwischen.
Wenn Du Dich auf diesen Weg einlässt, wirst Du nicht nur Dich selbst anders sehen. Auch Dein Umgang mit allem was Dir begegnet wird sich ändern, sanfter werden. Schamanismus verändert nicht die Welt. Aber er verändert, wie Du in ihr stehst.
Passende Blog-Beiträge zum Thema Glaubensrichtung alter Kulturen:
- Ein umfassender Vergleich spiritueller Traditionen — Von Mystik bis Religion
- Die Bedeutung von Heiligkeit und Heiligen in verschiedenen Kulturen
- Die Rolle des Gebets in der persönlichen Spiritualität
- Interreligiöser Dialog — Die Verbindung von Spiritualität zu den wichtigsten Weltreligionen
- Das Christentum — Ein Einstieg
- Eine Einführung in die Mystik
- Erkunde die faszinierende Welt der Alchemie
- Eintauchen in die Hermetik — Ein Weg zu innerer Weisheit
- Der Taoismus
- Der Hinduismus
- Der Buddhismus
- Schamanismus als urweiser spiritueller Weg
- Okkultismus richtig einordnen
- Hexen, Magie und Zaubersprüche
- Wie Yoga Dein Leben bereichert