Selbst diejenigen, die sich eigentlich gar nicht für moderne Physik interessieren, hören in den Weiten der sozialen Netze langsam mehr von der Aufruhr zur eventuellen Entdeckung sogenannter gravitativer Wellen. Was bedeutet das eigentlich und was hat es mit Spiritualität zu tun? Eine Menge. Und vielleicht braucht die Menschheit genau diese Form von Beweisen um künftig spirituell voran zu kommen. Doch eins nach dem anderen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind gravitative Wellen?
Einstein hatte die Theorie, dass Masse den Raum krümmt. Das klingt zunächst bizarr. Wir können uns das wie folgt vorstellen: vier Menschen halten eine viereckige Tischdecke — jeder an einer Ecke. Nun legt man einen Fußball in die Mitte der Decke. Egal wie stark die vier Personen die Decke festhalten, sie wird sich an der Stelle an der der Ball liegt etwas einbuchten. Würden wir nun eine Murmel von einer Ecke der Decke an fallen lassen, würde sie in Richtung des Balls rollen, und ein paar Mal um ihn kreisen, da sie seine Einbuchtung als scheinbare Bahn nachempfindet.
Analog dazu können wir uns das in groß so vorstellen, dass große Massen wie ein Stern (wie unsere Sonne) den Raum auf eben diese Weise krümmen, und unsere Planeten (wie die Erde) sich um diesen Stern bewegen. Die Sonne ist dann der Fußball und die Erde die Murmel. Doch sie krümmen keine Tischdecke, sondern die Raumzeit.
Doch auch unsere Sonne dreht sich um etwas. Sie dreht sich um das Zentrum unserer Galaxie (die Milchstraße). In diesem Zentrum ist, wie in fast jeder Galaxie, ein schwarzes Loch. Natürlich gibt es mehrere Galaxien, und somit auch mehrere schwarze Löcher.
Zwei schwarze Löcher biegen die Raumzeit (Tischdecke) um die Wette und vollziehen ihre Bahnen. Bis sie sich irgendwann treffen, und beim Zusammenstoß gewaltige Energien freisetzen. Diese gigantische Eruption der Raumzeit hinterlässt im gesamten Universum Spuren — zumindest wenn es wirklich gravitative Wellen gibt, wie Einstein es vorhersagte.
Wir können sagen: jede der Personen, die eine der vier Ecken der Tischdecke hält, spürt den Zusammenstoß von Murmel und Fußball. Wir können es aber auch einfach vergleichen mit einem kleinen Stein, der in der Mitte eines Sees fallen gelassen wird: Noch weit entfernt sieht man die sehr klein gewordene Welle, die dieser Stein einmal freigesetzt hat. Zurück in unserem Universum nennen wir die Eruption der Raumzeit durch große Ereignisse wie die Kollision schwarzer Löcher nun eine gravitative Welle.
Was sollen mir diese Wellen sagen?
Prima. Doch wozu das alles? Was hat das mit uns zu tun? Rein räumlich sind wir von diesen entfernt stattfindenden, sehr seltenen kolossalen Ereignissen im Universum „Gott sei Dank“ sehr weit entfernt. Daher können wir auch die Reste der Gravitationswellen kaum noch spüren und nur mit astronomisch präzisen Werkzeugen messen. Hier könnten wir nun verweilen und den Versuchsaufbau der Wissenschaftler erläutern, doch das bringt uns nun wirklich nicht weiter. Die Frage ist doch: Warum wäre die Entdeckung, oder sagen wir besser der Nachweis dieser Wellen so wichtig für uns?
Bislang trennen wir die (noch dazu verschiedenen) Welten von Relativität und Quantenphysik von unserem Alltagsleben ab. Viele sprechen vom Mikro- und dem Makrokosmos. Was auf Ebene von Licht und Teilchen passiert, soll uns als Menschen doch nicht weiter stören, oder? Ganz im Gegenteil.
Der moderne Mensch setzt viel auf seinen Verstand. Er erlebt das Universum als Kette von Kausalitäten, die er jeden Tag körperlich erfahren kann. So kommt auch unser Anspruch zustande, dass wir unseren Lebensraum expandieren und uns die Welt um uns herum zu Nutze machen und kontrollieren wollen. Das wollen wir an dieser Stelle auch gar nicht pauschal als etwas Negatives abtun. Ohne diesen Anspruch wären wir heute nicht an der Stelle, an der wir stehen. Womöglich war das genau das Defizit vergangener Kulturen, die mangels technologischem Fortschritt untergehen mussten, beispielsweise dadurch einem astronomischen Event zum Opfer zu fallen. Wir werden das künftig aller Voraussicht nach verhindern können.
Doch genau wie die Religionen aller Kulturen den Anspruch hatten, den Glauben in Form von Dogmen über den Verstand zu stellen, haben wir das Problem heute umgekehrt: der Mensch stellt seinen Verstand über alles. Es gibt nur das objektiv Erfahrbare. Es gilt nur das Reproduzierbare. Was ich nicht sehen kann, existiert nicht. Wir verbieten uns die Welt anders zu sehen als sie logisch erklär- und begründbar wäre. Mit diesem Anspruch hören wir aber langsam auf, das Universum beschreiben oder gar verstehen zu können.
Wir wissen beispielsweise, das Universum besteht zum überwiegenden Teil aus dunkler Materie und dunkler Energie. Beides nennen wir „dunkel“, weil wir es nicht sehen können. Hier verzweifelt unser Verstand. Er klammert sich nun daran, die vermuteten Wechselwirkungen des Unsichtbaren sichtbar zu machen (siehe Gamma-Rays als freigesetzte Strahlung unsichtbarer Phänomene). Doch was, wenn sich herausstellt, dass gravitative Wellen tatsächlich existieren? Einige eingeschworene Materialisten hoffen auf die vollkommene Beschreibbarkeit des Universums. Eine kurz gesprungene Hoffnung, denn die Raumzeit (Tischdecke) selbst könnten wir dann immer noch nicht messen oder sehen. Andere der fanatischen Verstands-Gläubigen hoffen darauf, dass sich diese Wellen gar nicht erst nachweisen lassen. Der Verstand würde sonst schließlich gezwungen, sich zurückzustellen und Platz zu machen. Platz wofür? [Update: 11.02.2016: Gravitationswellen offiziell bestätigt — siehe zeit.de und welt.de ]
Eine erwachsene Spiritualität
Wie wir hier schon oft besprochen haben, bestehen wir aus körperlichen, emotionalen, mentalen und bewusstseinstechnischen Aspekten. Doch was hat das mit gravitativen Wellen zu tun? Wir haben bis hier hin nun gesehen: Menschen wollen alles allein mit dem Verstand ergründen, und der kann nur mit der objektivierbaren, reproduzierbaren, in irgend einer Form mess- oder sichtbaren Wissenschaftlichkeit arbeiten. Dieser Verstand wird aber womöglich nicht ausreichen können, um unser Universum vollständig zu beschreiben. Die Bestätigung der Existenz gravitativer Wellen kann einen langsamen Umschwung im Kern unseres Denkens herbeiführen. Wenn so etwas wie die Raumzeit, die wir lange als letzten Raum ansahen, schwingen kann, dann muss sie in einen übergeordneten „Raum“ — gern spricht man von einer weiteren Dimension — eingebettet sein. Eine Dimension, in der Raum und Zeit eine gänzlich andere Rolle spielen.
Was ist das Universum denn eigentlich genau? Je mehr wir lernen, desto weniger scheint es eine Ansammlung von Materie zu sein. Mehr und mehr wird die Theorie gestützt, dass das Universum ein Ort ist, der sich über Bewusstsein und Informationsräume, sowie über Energien als deren Ausdrucksmittel definiert. Materie ist dann nur eine allerletzte Konsequenz — hoch strukturierte Energie, mit der sich unter anderem Bewusstseine temporär abspalten lassen, sodass sie scheinbar getrennt voneinander den Erfahrungsschatz des Universums erweitern und sich ein All-Eins selbst erfahren kann.
Dass dazu eine jede manifestierte biochemische und bioelektrische Energie-Struktur, bestehend aus allgegenwärtigem Bewusstsein, dafür einen Lebensraum mit Atmosphäre und vielen weiteren Voraussetzungen benötigt, liegt auf der Hand, und wurde über eben diesen Informationsraum einer Urquelle von Bewusstsein immer weiter organisiert. Energien und Materie als Handlanger des Seins.
Früher oder später wird der Mensch entdecken, dass seine Verstandesarbeit zwar notwendig war, um sich auf einer bestimmten Stufe zu entwickeln. Doch dass die eigene Existenz mehr ist als die reine Arbeit des Verstandes und seinen ambitionierten Ansprüchen. Das Erlebnis „Erfahrung“ definiert sich über Emotionen, unsere Gefühlswelt, Träume, Wünsche und Bedürfnisse. Das Bedürfnis unseres Universums an und durch Erfahrung zu wachsen — nach außen nur sichtbar an seiner exponenziellen Expansion, obwohl „von außen“ keine Energie nachgeführt wird.
Willkommen im Anbeginn einer gänzlich neuen Zeit. Es wird noch sehr, sehr spannend auf der Erde 🙂
P.S.: Gravitative Wellen wurden schon einmal als bewiesen angesehen, bis das verantwortliche Forscherteam seine eigenen Fehler beim Experiment einsehen musste. Doch schon damals wurden die Zusammenhänge zwischen gravitativen Wellen und Bewusstsein diskutiert. Wen das interessiert, der kann hier einmal schauen.